Ein Foto von Max. Er trägt Sakko und Hemd und lächelt in die Kamera.

Max Hlawatschek: Ehemaliger Schüler erzählt uns von seiner Zeit an der LBS

Hallo aus dem schönen Dresdner Land,

ich bin Max, 24, Absolvent der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Förderzentrum Chemnitz und darf nun nach der Anfrage des Fördervereins an dieser Stelle meine Story erzählen.

Im Jahr 2004 begann meine Bildungslaufbahn mit der Grundschule. Jeden Tag wurde ich von meinem Wohnort Olbernhau im Erzgebirge zusammen mit anderen Kindern zur Schule und auch wieder zurück gefahren. Ich empfinde diese Zeit als wesentlichen Impuls für die Förderung eines selbstständigen Lebens sowie neben grundlegenden fachlichen Kenntnissen ebenfalls sozialen Kompetenzen. Meine schulischen Leistungen eröffneten mir die Möglichkeit, auf ein Gymnasium zu wechseln. Ende der Klasse 4d und 6 stand ich gemeinsam mit meinen Eltern und in Zusammenarbeit mit meiner Klassenlehrerin Fr. Stephani vor der Entscheidung, die LBS zu verlassen. Das gewohnte Umfeld und bekannte Gegebenheiten im Schul- und Freundeskreis waren für mich Faktoren, vorerst auf ein Schulwechsel zu verzichten. Es folgte eine Probebeschulung als ich mich in der neunten Klasse befand. Diese mit vier Wochen befristete Testphase auf dem Gymnasium Olbernhau eröffnete mir die Möglichkeit wertvolle Erfahrungen mit Schülern ohne Seheinschränkung zu sammeln. Mein Sehvermögen ist seit Geburt an stark eingeschränkt – die Ärzte bewerten den verbleibenden Sehrest mit fünf bis zehn Prozent.

Ich bin froh, durch die mir mitgegebenen Charaktereigenschaften und Werte keine kritischen Hindernisse im Alltag wahrnehmen zu müssen. In den letzten Jahren an der Landesschule engagierte ich mich im Schülerrat und durfte die Schülergemeinschaft einige Jahre lang vertreten. Hatte ich auch keine konkreten Pläne für die
Zeit nach dem Realschulabschluss, stand für mich ein abgeschlossenes Studium als Zielsetzung fest.

Die notwendige Hochschulreife erlangte ich während einer zweijährigen Berufsschulausbildung mit anschließender Fachoberschule der Fachrichtung Wirtschaft an der bekannten Carl-Strehl-Schule der Blindenstudienanstalt in Marburg. Wir Schüler wohnten dort in einer Wohngemeinschaft zu dritt und lernten erstmals selbstständig einen Haushalt zu führen und eigene Interessen, Ziele und Pflichten zu managen – für mich persönlich ein wichtiger Entwicklungsschritt. Als jahrgangsstärkster Schüler verließ ich 2018 Marburg mit den ersten Vorbreitungen zur Durchführung eines Studiums der Wirtschaftsinformatik an der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden, welches ich noch im selben Jahr in Angriff nahm.

Ich mietete mir die erste eigene Wohnung und startete am 01.10.2018 mit gemischten Gefühlen in die neue Phase meines Lebens. Auf der einen Seite bewegten mich Neugier und Interesse auf das Bevorstehende, auf der anderen Seite Furcht vor Ablehnung und Ausgrenzung durch mein Handicap. Diese Sorge stellte sich glücklicherweise als unbegründet heraus. Trotz der Verhaltensauffälligkeit durch die Verwendung eines Monokulars in den Vorlesungen und dessen Teilnahme in der ersten Bankreihe fand ich schnell Anschluss bei verständnisvollen, hilfsbereiten und emphatischen Kommilitonen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass mir das Studium leicht von der Hand ging: Es gab viele Momente, in denen ich von Ungewissheit geplagt war. Geholfen haben mir in derartigen Situationen Gespräche mit meine Freunde und engen Verwandten. Hinsichtlich inklusiver Anforderungen stellten sich alle mir bekannten Ansprechpartner ebenfalls als sehr hilfsbereit und offen heraus. Einen Zeitausgleich beispielsweise wurde nach Einreichung einer kurzen Diagnosebeschreibung meines Augenarztes schnell umgesetzt. So durfte ich alle schriftlichen Klausuren 50% länger bearbeiten.

2021 war nun der aufregende Moment erreicht, die Bachelorthesis zu verfassen. In Zusammenarbeit mit zwei Gutachtenden entschied ich mich für eine Untersuchung des State of the Art eingesetzter Management Unterstützungs-Systeme für die gesetzliche Krankenversicherung und Industriebetriebe. Mit einer Auszeichnung über die beste Abschlussarbeit mit Vorbildcharakter im Studienbereich „Wirtschaft“ durch den Fördervereins Staatliche Studienakademie Dresden schloss ich 2021 mein Studium der Wirtschaftsinformatik erfolgreich ab und arbeite seither bei dem IT-Dienstleister einer populären gesetzlichen Krankenversicherung.

Ich möchte zum Schluss meiner vielen Worte ein Resümee ziehen. Auch wenn ich während meiner Realschulzeit keine spezifischen Pläne für die Zukunft hatte, konnte ich meinen Weg finden. Geholfen hat mir in vielen Situationen mein Ziel, einmal ein Studium abschließen zu können. Viele Anforderungen konnte ich auf meinem Bildungsweg ohne große Bemühungen meistern, jedoch hat sich diese Gegebenheit während der Hochschulzeit stark geändert und ich war an die Unterstützung von Freunden, Verwandten und Kommilitonen maßgeblich angewiesen. Ich kann also durchaus empfehlen, sich eigene Ziele zu setzen und zu verfolgen. Dazu gehört natürlich ebenfalls eine regelmäßige Reflektion über eigene Interessen, Stärken und Schwächen. Sorgen über Inklusionsschwierigkeiten können vernachlässigt werden, wenn offen über die Einschränkungen und potenziell gegenwirkende Maßnahmen mit den Verantwortlichen, jedoch ebenso mit seinen Mitmenschen gesprochen wird. Wenn Du Fragen hast oder mehr wissen möchtest, erreichst Du mich unter max.hlawatschek@outlook.de. Über die untenstehenden Links kannst Du Dir außerdem ein näheres Bild von meiner Person machen.

Vielen Dank für Dein Interesse und Deine Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen
Max

Max Hlawatschek

• Realschulabschluss 2015 an der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Chemnitz

• Abitur 2018 nach 2 Jahren Berufsschulausbildung und Fachoberschule an der Carl-Strehl-Schule in Marburg

• 2018 bis 2021 Studium der Wirtschaftsinformatik an der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Dresden

• Bachelorarbeit: Untersuchung des State of the Art eingesetzter Management Unterstützungs-Systeme für die gesetzliche Krankenversicherung und Industriebetriebe (Auszeichnung über die beste Abschlussarbeit mit Vorbildcharakter im Studienbereich „Wirtschaft“ durch den Förderverein der Staatlichen Studienakademie Dresden)

• arbeite seither bei dem IT-Dienstleister einer gesetzlichen Krankenversicherung

• Wohn- und Arbeitsort: Dresden

• Wenn Du Fragen hast oder mehr wissen möchtest, erreichst Du mich unter max.hlawatschek@outlook.de

https://www.ba-dresden.de/die-akademie/foerderverein-kooperationspartner/preis-fuer-die-beste-abschlussarbeit-2021